deen

2020
05
Nov

Schutz von Seevögeln

Uns sorgen die schwindenden Vogelpopulationen in Französisch Polynesien sehr. Einheimische brennen Inseln nieder, um noch mehr Kokosplantagen anzulegen, aber auch Segler vertreiben durch gedankenloses Verhalten die Wildtiere von den letzten verbleibenden ‘wilden’ Motus.

Cruiser, die das Glück haben, vor einem dieser Motus mit Büschen, Laubbäumen und kreisenden Vögeln zu ankern, sollten nur mit Vorsicht auf Erkundung gehen: Rotfußtölpel, Fregattvögel, Noddie-Seeschwalben und Feenseeschwalben bauern ihre Nester auf Ästen. Folgen einem winzige, neugierige Spatzen-ähnliche Vögelchen, dann hat man seltene, endemische Tuamotu Strandläufer entdeckt…

Weißbauchtölpel, Maskentölpel und Tropikvögel nisten am Boden, sind deshalb am verwundbarsten und von den meisten Orten schon verschwunden. Nur winzige Kolonien mit Eilseeschwalben und Russ-Seeschwalben verbleiben noch.

Wenn man vor einem Vogelmotu ankert sollte man…
- keine Feuer an Land anzünden
- keine Beachparties veranstalten
- Hunde nicht laufen lassen
- nicht Kite-surfen gehen.

Ein harmloser Strandspaziergang kann Elterntiere lang genug verscheuchen, um für ein kleines Küken tödlich zu enden…

Junge Tölpel sind sehr neugierig und stürzen sich mit Begeisterung auf Fischköder. Wenn solche in der Luft sind, sollte man die Leine am besten sofort einrollen!

Mehr Info zur Vogelwelt Polynesiens auf der Seite der Ornithologengesellschaft www.manu.pf

Brown Booby

2020
04
Nov

Gute Infrastruktur in Fakarava

Wir bleiben meist nicht sehr lang in Fakarava, weil es eines der größten Atolls ist (und somit sind die Wege zu geschützten Ankerplätzen sehr weit, wenn der Wind dreht) und es ist ein bissl zu viel los für unseren Geschmack (Tauchtouristen, Charterkatamarane), aber wir müssen zugeben, dass es wirklich ein sehr praktischer Ort ist: Das Versorgungsschiff kommt jeden Mittwoch und die Supermärkte haben ein großes Sortiment, lokal angebautes Gemüse ist erhältlich, beim Yachtservice gibts gratis Internet und man hat im ganzen Atoll Handyverbindung…
Heute bringt das Versorgungsschiff hoffentlich unser lang erwartetes Paket. Ein Dinghy, ein Windgenerator, Schaumstoff für ein neues Sofa, Stoff für Salonbezüge und Katzenfutter für Leeloo!

2020
25
Oct

Katzensorgen

Wir haben uns schlimme Sorgen gemacht, als Leeloo vor fünf Wochen plötzlich eine Blutung im Glaskörper ihres linken Auges hatte – gerade nachdem wir in den Tuamotus angekommen waren… Wir versuchten eine Ferndiagnose von verschiedenen Vets zu bekommen und bestellten Medikamente zum Senken des Augendrucks aus Tahiti. Nach einem Dutzend Telefonanrufen bei Vets, Apotheken, eine Geldüberweisung auf der Post und einem Tag Warterei am Flughafen hatten wir die Tropfen, aber würden sie ihr helfen? Weitere Blutungen folgten, das Auge wurde blind, aber Leeloo hat sich wieder erholt. So ein geriatrisches Crewmitglied ist ein ganz schöner Aufwand, aber glücklicherweise ist sie ein zähes, altes Mädel…

2020
19
Oct

Zurück im Dorf

Bei unserem zweiten Besuch im Dorf haben wir schon das Gefühl, die meisten Gesichter zu kennen (kein Wunder, es wohnen auch nur 65 Leute hier) und wurden wie lang vermisste Freunde begrüßt. Wir haben mit dem Bürgermeister und dem Polizisten gesprochen, ihre Bemühungen die unberührten Motus zu schützen noch einmal gelobt und versucht einen Eindruck zu vermitteln, wie rar und wertvoll solche Wildnis mittlerweile ist (nachdem die Leute hier kaum reisen, wissen sie ja nicht, dass auf anderen Atollen gar keine Natur mehr übrig ist…).

Dann haben wir in der Schule eine kleine Präsentation über einheimische Tierarten und die Verwundbarkeit eines so winzigen Ökosystems gegeben. Die Kinder waren super nett und interessiert (eine Klasse für 5 bis 10jährige), wir bekamen viele Ahs und Ohs bei jedem Vogelfoto – sie kannten aber nur die am meisten verbreiteten Arten und wir haben die Namen für die selteneren Spezies zusammen gelernt (Französisch, Tahitianisch und Paumotu).
Dann gings weiter mit der Rolle von Bäumen auf Korallenatollen. Glücklicherweise gibts hier noch einige Motus mit Wald, der noch nicht niedergebrannt und in Palmplantagen umgewandelt ist. Keine Bäume heißt kein Kompost und kein Platz für Nester, ohne Vögel kein Dünger für die Motus und fehlende Nährstoffe für Korallen, ohne Korallen keine Fische, ohne Fische kein Essen. Ich glaube die (sehr vereinfachte) Moral von der Geschicht, ist hängen geblieben ;-

2020
17
Oct

Gemischte Gefühle

Wir sind jetzt drei Wochen hier und unsere Eindrücke sind etwas gemischt. Wir haben uns sehr gefreut, 50 nistende Weißbauchtölpel Paare zu finden (mehr als irgendwo sonst in den Tuamotus, was an sich traurig ist) und einige endemische Strandläufer. Die meisten der kleinen Motus in der Biosphäre haben nur Büsche und Bäume als Vegetation, aber auf einigen wenigen wurden doch irgendwann Kokospalmen gepflanzt und dort haben wir Überreste von Copra-Camps gefunden (verbrannte Bäume und Plastikmüll)…

Bei unserem Besuch im Dorf wurden wir superfreundlich empfangen und hatten den Eindruck, dass die Leute sehr nett mit ihrer heimischen Fauna umgehen: eine zahme Schildkröte und zwei Ammenhaie bettelten uns im Hafen um Fischreste an und Eilseeschwalben hüpften uns praktisch auf die Hand. Doch als wir dann den Pass schnorchelten, waren wir erst von den gesunden Korallen begeistert, fanden dann aber Schildkröten und Haie in den Fischreusen, die beide Seite des Passes absperren. Fischreusen sind nie toll für ein kleines Öko-System, weil Fische in großen Mengen herausgespeert werden (meist für den Export nach Tahiti), was kaum als nachhaltige Nutzung funktionieren kann. Die Einheimischen haben uns versichert, dass Schildkröten und Haie als Beifang wieder freigelassen werden, aber warum würden sie die Fallen dann mit so großen Eingängen bauen?

2020
03
Oct

Brauen an Bord

Ich bin sicher, dass wir schon öfter unsere Brauexperimente erwähnt haben, aber nachdem nachgefragt wurde und auch vor kurzem ein Artikel von uns Thema in Cruising World war, hier wieder einmal ein Blogeintrag über unsere Blubbeleien:

Alkohol ist im Südpazifik sehr teuer, somit brauen viele Einheimische ‘Komo’ (Zuckerwasser mit Germ, so haben auch wir vor Jahren angefangen…). Polynesier hier verwenden Bäckerhefe und die Resultate sind stark, haben aber einen typischen Geruch nach alten Socken oder stinkigen Schuhen. Die Lösung für dieses Problem ist im Online Shop erhältliche Weinhefe (z.b. brouwland.be oder holzeis.at).
Für uns gehts nicht nur darum Geld zu sparen, sondern auch Platz: wir bleiben gern lang an abgelegenen Orten und dort gibts natürlich weder Supermarkt noch Strandbar, wir wollen aber trotzdem nicht auf unsere Sundowner (Drink beim Sonnenuntergang) verzichten, somit ist Boots-Brauen ideal für uns.

Fruchtsaft fermentieren ist am einfachsten und wenigsten aufwändig:
Einfach einen Liter 100%igen Saft (Apfel, Trauben, etc, aber ohne Süßstoffe!) in einen Container füllen, 1 l Wasser, 1 Tasse Zucker und 1/2 Teelöffel Weinhefe hinzufügen und gut schütteln. Mit Gärspund (oder nicht ganz zugeschraubtem Deckel) einige Tage stehen lassen und regelmäßig probieren: wenn er nicht mehr süß ist und nicht mehr sprudelt, ist er fertig. 6 Halbliterflaschen sterilisieren, je einen halben Teelöffel Zucker in die Flaschen geben (für eine zweite Fermentierung) und den Saft einfüllen. Schütteln, 2 Wochen warten und einen leichten, spritzigen ‘Sekt’ genießen – Prost!

Christian will nicht auf sein Bier verzichten, aber richtig Brauen wäre zu kompliziert, somit kaufen wir fertige ‘Beer kits’, die einen Sirup und Hefe enthalten.
Dazu braucht man
1 beer kit (z.b. Muntons Export Pilsener, 1,8kg)
1 großen Container (23 l)
23 Literflaschen oder besser 46 Halbliterflaschen (wir verwenden Colaflasche, der einzige Grund, warum wir das Zeug manchmal kaufen ;-) )
1 Gärspund (für den großen Container)
Desinfektionsmittel zum Flaschen und Schläuche desinfizieren (Babyflaschendesinfektion, oder ein spezielles Mittel vom Braushop)
Genug Geduld, um 3 Wochen Wartezeit zu schaffen ;-)

2020
30
Sep

Nachtrag zum Thema Wildnis

Wir haben auf den gestrigen Blogeintrag einen Kommentar von Joachim (SY Atanga) bekommen (können wir ohne Internet nicht freischalten), der sinngemäß besagt, dass nur strikte, von der Regierung verordnete Ankerverbote das Problem lösen würden. Weiters die Frage, warum wir meinten, dass unser Besuch die Vogelkolonien nicht auch störe und warum wir uns nicht für den Schutz derselben einsetzten.

Hier deshalb ein Nachtrag zum Thema, um mehr Details und Hintergrund zu bieten:

Wir sind sehr darauf bedacht, dass unsere Anwesenheit keinen Störfaktor darstellt, beobachten aus der Ferne mit Feldstecher und Tele-Ojektiv. Viele andere Cruiser sind natürlich auch naturbewusst, aber leider sehen wir allzu viele Gegenbeispiele. Rücksichtslose oder einfach nur gedankenlose Segler ankern in Korallen, jagen auf abgelegenen Motus Kokoskrabben und Langusten ohne einen Gedanken an den Schutz dieser gefährdeten Arten oder gar nistende Vögel zu verschwenden. Wir haben gesehen, wie andere Crews ihre Hunde herumlaufen lassen, während ihre Kinder lärmend spielen und dann noch ein Lagerfeuer anzünden. Andere verbringen Tage am Strand und im seichten Wasser beim Kitesurfen. Das ist auf 95 % aller Motus in den Tuamotus auch völlig okay und kein Problem, da auf ‘gereinigten’ Motus mit Kokosplantagen ohnehin keine Tierwelt lebt, die man stören könnte. Auf den wenigen, verbliebenen Vogelmotus mit Laubbäumen und Büschen ist ein solches Verhalten aber nicht angebracht. Sogar ein harmloser, sicher nicht böse gemeinter Strandspaziergang kann für Küken tödlich enden – ein junges Maskentölpel-Küken, das ohne Schutz der Eltern auf dem heißen Sand in der prallen Sonne sitzt, stirbt binnen 15 Minuten. Bodenbrütende Arten (z.B. Weißbauch- und Maskentölpel, Tropikvogel, Russ-Seeschwalben) sind mittlerweile fast überall verdrängt worden.

Wir bemühen uns, Cruiser zu informieren, hängen Info-Zettel zum richtigen Ankern auf, schreiben Artikel und wenden uns direkt an Ankernachbarn (was uns nicht nur Freunde verschafft). Wir sind wie Joachim der Meinung, dass nur ein komplettes Zutrittsverbot (das leider dann alle trifft, auch Naturschützer) den notwendigen Schutz bringen würde. Die Kernzone eines Biosphären-Reservats (wie in der Commune von Fakarava, Aratika, Kauehi, Raraka, Niau, Toau und Taiaro) soll genau das bewirken, nämlich dass solche Motus völlig in Ruhe gelassen werden – theoretisch hat niemand Zutritt. Leider wird dies zu wenig exekutiert, bzw. nur teilweise und auf eher missverstandene Art (so wie wir davon abgehalten wurden, in Aratika über ein geschütztes Eck der Lagune zu segeln…). Weder in Fakarava, noch Aratika scheinen sich die Einheimischen an Verbote zu halten.

Es sind nämlich nicht nur Cruiser, die Schaden anrichten, die einheimische Bevölkerung zeigt oft noch weniger Umweltbewusstsein. Kopra-Arbeiter brennen nach wie vor Waldmotus ab, schleppen mit ihren Säcken Ratten und Nonos ein und stehlen sogar Eier und Küken. Boote besuchen geschützte Motus, um Kokoskrabben und Langusten (teilweise im große Stil für den Export) zu sammeln. Cruiser, die sich mit Kopra-Arbeitern anfreunden, werden oft eingeladen, bei diesem ‘traditionellen Lebensstil’ mitzumachen. Es stimmt, die Paumotu (Bewohner der Tuamotus) haben immer schon gejagt und gesammelt, früher belegten allerdings die Dorfältesten bestimmte Gegenden oder Arten zwischendurch mit einem Rahui (Bann, Verbot), sodass der Fortbestand gesichert war. Mit dem Kulturverlust der mit dem europäischen Einfluss einher ging, wurde diese Tradition leider fast überall vergessen.

Die Regierung sollte am besten die Tradition des Rahui wiederbeleben, oder mit modernen Regeln ersetzen. Die Bevölkerung muss aufgeklärt und informiert werden. Unglücklicherweise hört man aus Tahiti wenig zum Thema Umweltschutz und die Gesetze, die es gibt (Verbot Schildkröten zu jagen, Biosphären Reservate, etc), werden nicht umgesetzt.

Wir bemühen uns seit Jahren hier aktiv um Naturschutz, informieren Te Mana o te Moana (Organisation in Moorea) und senden Berichte an die Ornithologengesellschaft (SOP Manu, das ist auch der Grund für unseren Besuch hier). Wenn immer wir schützenswerte Motus auf Atollen finden (es gibt nur eine Handvoll unberührte Natur auf all den 78 Inseln des Archipels…), wenden wir uns an Verantwortliche (Bürgermeister, Lehrer, Schuldirektoren) um das Bewusstsein für Naturschutz zu stärken/wecken. Manchmal bekommen wir positives Feedback – den Einheimischen ist oft gar nicht bewusst, dass Vogelmotus etwas Besonderes sind und dass so manches Verhalten die Wildtiere vertreibt. Auf die Seltenheit ihrer Waldmotus hingewiesen, reagieren sie mit Stolz und dem Willen, diese für kommende Generationen zu erhalten (wie z.b. in Raroia).
Leider ist die Reaktion auch oft negativ, wie im Falle des Naturjuwels Tahanea, um dessen Schutz wir uns Jahre bemüht haben. Nachdem dieses Atoll jahrelang unbewohnt war, hatten sich wieder viele Spezies angesiedelt. Seitdem wieder vermehrt Kopra dort gemacht wird, sehen wir jedes Jahr weniger brütende Paare. Wir haben uns and den Bürgermeister in Faaite gewandt, Umweltschutzorganisationen informiert und sogar das Umweltministerium bedrängt – leider ohne Erfolg, das Atoll gehört dem Nachbaratoll Faaite, die dürfen es rücksichtslos ausbeuten.

Wir sind nach wie vor auf der Suche nach unberührter Natur, werden oft enttäuscht, freuen uns aber umso mehr, wenn wir unberührte Motus finden, die geschützt werden (wie hier).

2020
29
Sep

Endlich Wildnis!

Wir sind derzeit in einem Atoll, das wir bisher noch nie besucht haben und wir haben uns in diesen Ort verliebt und schätzen uns glücklich, ihn gefunden zu haben…

Es war nicht leicht hierher zu kommen: wir mussten durch einen schwierigen, unkartografierten Pass navigieren und um eine Spezialerlaubnis anfragen, um die Lagune erkunden zu dürfen. Wir sind froh, dass wir diesen Aufwand betrieben haben, denn hier gibt es Dutzende unberührte Motus mit endemischer Vegetation und Vogelkolonien. Wir haben hier in zwei Tagen schon mehr Weißbauchtölpel (immer gefährdet, weil sie Bodenbrüter sind) gesehen, als in allen anderen Atollen der Tuamotus und wir hoffen noch endemische, bedrohte Arten zu finden, wenn wir die Lagune bei geeigneten Wetterbedingungen weiter erkunden können.

Nur eine Handvoll Einheimische leben hier und es verirren sich kaum je Besucher hierher, somit finden Wildtiere noch die Ruhe, die sie brauchen. Natürlich ist es für uns oberstes Gebot sie nicht zu stören und zu verschrecken, somit beobachten wir nur aus der Ferne. Nachdem wir nicht sicher sein können, dass auch alle Cruiser, die in unserem Kielwasser folgen denselben Respekt und die gleiche Vorsicht walten lassen, haben wir uns entschlossen, den Namen dieses Naturparadieses nicht in unserem Blog zu nennen.

2020
25
Sep

Langer Tag

Heute sind wir um 5 Uhr aufgestanden, über die Lagune von Aratika und beim Pass hinaus gesegelt. Der geplante Tagestrip bei Leichtwind (wie vorhergesagt) war wiederum schnelles, sportliches Segeln (wie schon von Fakarava herauf). Dieses Mal hatten wir allerdings nach einer sehr langen Durststrecke wieder Glück beim Fischen: ein großer Mahi-Mahi biss in den KÖder und wird uns jetzt 2 Wochen zu Gourmet-Mahlzeiten verhelfen :-)
Nach der Ankunft mussten wir noch einen Schwung Bier abfüllen – verrücktes Timing, aber es musste heute in die Flaschen. Jetzt sind wir völlig fertig.

2020
22
Sep

Biosphären-Reservat? Verarschung…

Wir sind vor ein paar Tagen nach Aratika gesegelt. Schon beim als wir an der Westküste entlang aufwärts segelten, waren wir über den fehlenden Flugverkehr enttäuscht – außerhalb einer Biosphäre hätten wir uns ein paar Vögel erwartet. Nachdem wir durch den Pass motort waren, änderten wir den Kurs, um so hart am Wind wie möglich in die SO-Ecke zu segeln. Ein Boot mit Einheimischen holte zu uns auf und uns wurde gesagt, dass es verboten sei, über die Lagune zu segeln. Alles ‘da unten’ sei Teil der Biosphäre und verboten. Als wir fragten, ob wir denn auf der Ostseite ankern dürften, bejahten sie, wir müssten allerdings erst direkt nach Osten fahren und erst dann der Küste entlang nach unten. Wir versuchten zu erklären, dass ein Segelboot nicht gegen den Wind segeln kann und dass wir stattdessen wenig umweltfreundlich motoren würden müssen, stießen aber auf Unverständnis. Gesetz ist Gesetz. Wir fragten nach, welchen Schaden wir beim Segeln verursachen würden, bekamen aber keine Erklärung. Scheinbar wird hier das Wasser davor geschützt, von Segelbooten überfahren zu werden. Hmmm.

Wir motorten also brav nach Osten und segelten dann südwärts entlang der Ostkosten, durch eine ‘Übergangszone’, die (laut Biosphären-Karte) so etwas wie glückliche Co-Existenz von Natur und Mensch darstellen solll. Wir sahen ein paar Büsche zwischen den Palmplantagen und ein paar Tölpel und Seeschwalben, aber nicht viele, da auf fast allen Motus ein Haus steht.

Heute segelten wir auf die Nordseite, um die Mairie (Gemeinde) zu besuchen und nachzufragen. Die neu gewählte Bürgermeisterin empfing uns superfreundlich und war überrascht, dass wir unsere Kurtaxe zahlen wollten (scheinbar sind wir die ersten, die sich heuer freiwillig erboten haben, es kommen aber auch nur etwa 10 Boote pro Jahr vorbei). Wir fragten nach der Biosphären-Reserve und gemeinsam mit dem ebenfalls sehr netten Polizisten erklärte sie uns, dass die Südwestküste (samt ein paar Motus) eine strenge Verbotszone sei. Dort darf also niemand hin? Niemand – ausgenommen natürlich die Einheimischen, wenn sie ein Picknick machen wollen oder so. Oder so? Naja fischen dürfen sie dort auch, aber halt nicht zu viele Fische. Aha. Könnten wir auch hinfahren? Nein, Segelboote dürfen nicht hin. Hmmm.
Und wieso darf man nicht über die Lagune segeln? Auf der Karte ist nämlich nur ein schmaler Streifen entlang der Küste Verbotszone, die restliche Lagune im Süden zeigt die selbe Farbe und Kategorie wie der Ozean zwischen den Atollen der Commune Fakarava. Nein, über die Lagune segeln ist verboten. Aha und warum? Dort sind viel Korallenköpfe, ach ja und viele Perlfarmkollektoren (Plastikwuschel an denen sich Perlmuschellarven ansetzen sollen).

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass in dieser Biosphären Reserve für die Einheimischen alles erlaubt ist und die Wildtiere vor einer Handvoll Segelboote geschützt werden. Wir nehmen an, dass die Biosphären-Beauftragte (ja genau, die Frau, die uns am ersten Tag beim Überqueren der Lagune aufhielt) nicht wollte, dass Fremde die Perlfarminstallationen in der Biosphäre sehen. Ach ja, und wir haben nachgefragt: die zahlreichen Fischfallen im Westpass gehören ihrer Familie und die Fische werden nach Tahiti exportiert…
Ein Biosphären-Status ist also weniger Naturschutz, als ein Mittel an Budget zu kommen. Uns wurde gesagt, dass Ankern hier (für Segelboote) verboten sei und wir wurden angewiesen, die von Tahiti installierten (und sicher teuren) 14 Bojen zu verwenden (2 am Westpass, 5 beim Dorf im Norden, 4 beim Ostpass und weitere entlang der Ostküste).

Nach dem Besuch im Dorf sind wir in die Nordostecke gefahren und haben dort brav eine Muring genommen – leider ist sie so weit draußen in der Lagune, dass wir keinen Windschutz vom Motu haben und zwischen Schaumkronen stehen. Hmmm.

2020
19
Sep

Waldbrände

Hier ist es ‘Tradition’ Inseln niederzubrennen, um sie von Buschwerk zu ‘säubern’, damit die Leute dann bequem Kokosnüsse aufklauben können, um Korpa (und ein wenig Geld) zu machen. Auf diese Art geht die Humusschicht verloren, Vögel verlieren ihr Habitat und was übrig bleibt ist ein unfruchtbarer Geröllhaufen mit ein paar Palmen drauf. Immer wenn wir an Land ein niedergebranntes Motu vorfinden, kommen wir deprimiert heim.

Heute morgen dann die BBC Schlagzeilen: die Waldbrände in Kalifornien und Oregon sind die größten seit Beginn der Aufzeichungnungen, auch in Sibirien wüten Waldbrände und in Brasilien brennt das Pantanal Sumpfland(!). Diese Feuer sind Leute teils aus Dummheit passiert, aber der Großteil wurde absichtlich gelegt, um Farmland zu gewinnen, leichteren Zugang für Holzfäller zu schaffen, etc.
Gier und Dummheit ruinieren unseren Planeten. Was läuft falsch mit der Menschheit?

2020
14
Sep

Nicht genug Naturschutz in Französisch Polynesien

Fakarava und seine Nachbaratolle schimpfen sich UNESCO Biosphären Reservate: ein Programm für ‘den Schutz von Biodiversität in Einklang mit nachhaltiger Entwicklung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht’. Leider gibts hier nicht mehr allzu viel zu schützen – die Kopraindustrie und eine recht zahlreiche Bevölkerung haben zum Verschwinden der Vögel auf den meisten Motus geführt. Fakarava ist berühmt für die vielen Riffhaie im Südpass und einige Tauchbasen und natürlich Pensionen an Land profitieren von den Touristen, die diese Attraktion anzieht.

Wir haben heute den Nordpass geschnorchelt, leider sind die Korallen hier in schlechtem Zustand und wir haben nicht allzu viele Fische gesehen. Wir sind dann weiter zu einem Bommie in der Lagune, wo schon einige Ausflugsboote vor Anker lagen. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir Touristen mit einem per Speer erlegten Papageienfisch im Wasser sahen. Nicht gerade schlau von den Organisatoren, wenn die Fische, die eigentlich für die Kameras der nächsten Touristen posieren sollen, abgeschossen werden.

Uns erschüttert der Mangel an Umweltbewusstsein in Französisch Polynesien. Ja, in Tahiti gibts Programme zum Schutz von Schildkröten und Vögeln, aber hier draußen in den Tuamotus schlachten die Einheimischen immer noch die wenigen, verbliebenen Schildkröten und sammeln Seevogeleier. Sogar hier in der Biosphäre gibts Kopra, Speerfischen ist erlaubt und die wenigen Bojen für Segelboote, die zum Schutz der Korallen installiert wurden, sind großteils mangels Wartung schon längst wieder verschwunden.

Das unbewohnte Atoll Tahanea (nur 100 Seemeilen von hier) hat noch Vogelkolonien, superschöne Korallen, ebenfalls spektakuläre Pässe und würde den Status Biosphären-Reservat viel eher verdienen. Leider ist es nicht geschützt und die Leute vom Nachbaratoll beuten die Ressourcen aus. Alle unsere Versuche zum Schutz dieses Naturparadieses sind im Sand verlaufen: angeblich ist es ‘eine politische Frage’ und darf nicht angesprochen werden…

Es ist eine Schande, dass die wenigen, übrig gebliebenen Flecken Wildnis hier nicht den Schutz bekommen, den sie verdienen. Bald gibt es nichts mehr zu schützen.

2020
11
Sep

Rapa Iti ist immer noch geschlossen

Rapa Iti, die südlichste der Austral-Inseln, hat keinen Flughafen und nur einmal im Monat ein Versorgungsschiff. Als die Covid-Krise begann, haben sie vernünftigerweise sofort die Bucht geschlossen, weil eine Epidemie dort eine Katastrophe wäre. Nur das Versorgungsschiff darf nach wie vor anlegen und nur Inselbewohner können mit diesem Schiff anreisen (müssen dann aber 14 Tage in Quarantäne).

Letzte Woche haben wir unsere Freunde in Rapa Iti angeschrieben und uns wurde gesagt, dass die kleine Insel diese strikten Regeln immer noch aufrecht erhält. Während Covid 19 langsam andere abgelegene Inseln erreicht, wollen sie kein Risiko eingehen und bitten deshalb auch Segelboote, Rapa fernzubleiben.

2020
11
Sep

Cruisen in Zeiten von Covid19

Traurigerweise hat es hier in Französisch Polynesien die ersten Covid-Opfer gegeben: ein altes Ehepaar (beide 81) ist in Tahiti im Krankenhaus an Covid 19 gestorben. Seit Mitte Juli wurden über 800 Fälle registriert.

Diese Zahlen sind natürlich im internationalen Vergleich niedrig, aber halt doch alarmierend…

Der Großteil der Segelboote, die schon hier waren, oder heuer angekommen sind, werden wohl in Fr. Poly bleiben, weil die meisten Inselstaaten weiter westlich noch geschlossen sind. Nur Fiji hat die Grenzen geöffnet (mit vielen Vorbedingungen), Indonesien ist teilweise offen und Neuseeland hat bekannt gegeben, dass Anträge auf Einreise gestellt werden können. Crews die planen mehr als 50.000 NZD auszugeben werden in Betracht gezogen, aber auch dieser Deal scheint unsicher…

Wir wollten eigentlich nächstes Jahr westwärts ziehen, aber nun ist es unmöglich zu planen. Die Zukunft des Cruisens scheint sehr unsicher…

2020
09
Sep

Artikel in Yachtrevue, August-Ausgabe

Christian Feldbauer, Birgit Hackl: Mit Rat und Tat–Eine Muring für Rapa Iti, Yachtrevue, August 2020, p.40–43.

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