Bevor wir nach Rurutu kamen, wussten wir kaum etwas über die Insel und hatten dementsprechend geringe Erwartungen, aber die Insel hat uns positiv überrascht. Es scheint, dass die Insel aus einer Lagune mit einem Außenriff und vulkanischen Inseln bestand, bevor sie von tektonischen Bewegungen 150m gehoben wurden. Nun finden sich Makatea- (Korallen) Klippen entlang der Küste, dazwischen flache Gebiete, endlose weiße Sandstrände und hohe, vulkanische Berge im Landesinneren — eine sehr hübsche Mischung.
Hafen von Moerai und Ankerplatz in der Bucht von Avera
Der Hafen auf der NO-Seite im Hauptdorf Moerai ist recht geräumig (120 m weit) und tief (5-6 m überall), aber die Einfahrt ist nur 20 m breit (Achtung, Felsen links und rechts) und 4.5 m tief. Das neue Versorgungsschiff passt nicht hinein, somit verwenden nur kleine, einheimische Fischerboote und wenige Segelboote den Hafen. Wir waren Ende Oktober erst das dritte Segelboot des Jahres 2018 und blieben 10 Tage mit einem Buganker und langen Heckleinen zum Dock, um zur Einfahrt ausgerichtet zu sein. Der Hafen ist in allen Windrichtungen gut geschützt, außer Ost (dann wirds schaukelig) und Nordost. Die Einfahrt ist in dieser Richtung offen, bei stärkerem Nordostwind (oder starkem Ostwind) wird der Hafen gefährlich – man muss rechtzeitig hinaus bevor Wellen über die Einfahrt zu brechen beginnen..
Bevor der Wind von O auf NO drehte verließen wir den Hafen und segelten auf die Westseite in die Bucht von Avera. Wir fanden einen Sandfleck in 14 m Tiefe direkt außerhalb vom Bootspass. Eine Woche zuvor schauten wir von den Bergen auf die Bucht hinunter und der Ankerplatz sah bei 3 m SW-Dünung aus wie ein kochender Hexenkessel und wir konnten uns nicht vorstellen, dass irgendjemand hier ankern könnte, aber bei geringerer Dünung ist es recht ruhig. Wir saßen eine Front mit 30 Knoten und Böen bis 50 Knoten aus OSO aus und die Bedingungen waren okay.
Moerai ist ein Port of entry. Auch wenn man von innerhalb Franz. Polynesiens ankommt, erwarten die Gendarmen eine Meldung. Die Gendarmerie befindet sich beim südlichen Ende von Moerai.
Infrastuktur
Moerai hat eine erstaunlich gute Infrastuktur mit gutbestückten Supermärkten, einer Bank und einer Post mit je einem Bankomat(!), einer Tankstelle, einem Spital und einem täglichen Gemüsemarkt gleich neben dem Hafen. Der Snack gleich gegenüber vom Hafen serviert unter der Woche Mittagsmenüs, das Restaurant Tiare Hinano (ein paar Straßen nördlich vom Hafen) ist Mittags und Abends geöffnet (außer Montag) und hat eine große Speisekarte mit chinesischen und polynesischen Gerichten.
Kaffee wird lokal angebaut und geröstet, bei der kleinen Kaffeefabrik Manureva bekommt man eine Tour der Anlage und kann das frisch gemahlene Endprodukt kaufen (billiger als im Supermarkt).
Es gibt zwei Autovermietungen (die Tankstelle und der Supermarkt Sinn) mit Tagesraten von etwa 10.000 CFP. Erst wollten wir ein Auto ausborgen, aber dann funktionierte das Autostoppen so gut, dass wir keins brauchten. Es hatte sich bald herumgesprochen, dass wir die ‘Segelbootleute’ waren und wir wurden ungefragt direkt beim Hafen abgesetzt. Sogar das Gendarmerie-Auto hat uns einmal mitgenommen
In den anderen zwei Dörfern Avera und Hauti finden sich Minimarkets und in Avera gibt es einen kleinen Snack.
Das Versorgungsschiff kommt alle 2 Wochen und 4 bis 5 Flüge pro Woche verbinden Rurutu mit Tahiti.
Aktivitäten und Attraktionen
Die Straße rund um die Insel ist 36 km lang und überall finden sich Ausblicke von steilen Klippen und Höhlen, in denen früher Korallen wuchsen, die jetzt aber mit Stalaktiten und Stalagmiten überzogen sind. Es gibt wenig Tourismus und somit auch keine Schilder hier, aber freundliche Einheimische haben uns immer in die richtige Richtung verwiesen. Wir waren erst das dritte Boot hier dieses Jahr, somit sind die Leute noch ehrlich interessiert und freundlich. Beim Autostoppen bleibt wirklich jedes Auto stehen und die Einheimischen setzten uns meist direkt am Beginn des Wegs zu Höhlen/Wanderungen ab. Wir hatten nur eine ungenaue Karte, fanden die meisten Attraktionen aber trotzdem. Wenn man im Wald oder am Strand über eine kathedralenartige Grotte stolpert, fühlt man sich wie ein richtiger Entdecker
Das Landesinnere ist von Wegen und Forststraßen durchzogen und man kann Tage mit Wanderungen verbringen.
Von Juli bis Oktober sind Buckelwale die Haupttouristenattraktion hier und auch wir sahen jeden Tag Wale rund um die Insel.
Sehenswürdigkeiten und Wanderungen
Hier einige Tipps und Vorschläge für jene, die gern Rurutu auf eigene Faust erkunden wollen — inklusive Entdecken und Verirren, so wie wir das gemacht haben Viel Glück und Spaß! Wer die zahlreichen Attraktionen schneller und unkomplizierter sehen möchte, sollte sich an einen der vielen einheimischen Tourguides wenden.
Rund um Moerai
Ana Taneuapoto:
Diese Höhle erreicht man nach einem kurzen Fußmarsch auf der Hauptstraße von Moerai nach Süden. Der kurze Aufstieg zur Höhle ist von der Hauptstraße direkt vor dem Ausblickspunkt Pointe Arei zu sehen. Wir sind ein wenig weiter spaziert und sind dann gleich nach der Pension Manotel (Nr. 6 auf der Karte) auf einen Feldweg abgebogen, der uns übers Plateau in einer Runde zurück nach Moerai führte (2h hin und retour + Höhle).
Grotte D’Otare:
Gleich nördlich von Moerai locken spektakuläre Klippen samt Ausblickspunkt auf der Hauptstraße. Wir haben die auf der Karte verzeichnete Höhle gesucht, aber nur eine Schlucht in den Makatea Klippen im Wald gefunden (der Pfad biegt nach links von der Straße ab, bevor diese zum Ausblickspunkt hinauf geht).
Belvedere aux Tava’e:
Geht man vom Stadtzentrum an der Mairie vorbei, kommt man zu einer Schotterstraße, die Richtung Belvedere Ausblickspunkt geht. Wir blieben auf dieser Straße (sie führt über zwei Bäche) und dann hatten wir bei ein paar Kreuzungen Glück — wir folgten der ungefähren Richtung auf der Karte und eher aufwärts als abwärts… Oben am Berg kommt man zu einer Gabelung: die linke Straße führt hinauf aufs Plateau, eine andere führt nach unten (vielleicht zu einem Haus oder Garten) und noch ein paar Meter vor dieser Gabelung biegt ein weiterer, kleinerer Weg rechts steil hinauf — das ist derjenige, der zum Belvedere führt. Erst gehts hinauf zu einer Antenne und von dort geht ein kleiner Fußweg auf die Makatea Klippen zu einem Aussichtspunkt über Moerai und die Klippen (Grotte Otare) (2h inklusive ein wenig verirren).
NW Seite
Ana Aeo ist die einzige Höhle, die mit einem Schild angeschrieben ist. Es ist nur ein kurzer Spaziergang von der Hauptstraße zur riesigen Höhle.
Hinter der Pension Teautamatea liegt das gut zugängliche Marae Tararoa (Steine einer ehemaligen Tempelplattform) direkt in derem Garten. Eline, die Besitzerin (eine mit einem Einheimischen verheiratete Engländerin) ist eine gute Informationsquelle zu Geschichte und Lokalpolitik, etc.
Rund um Avera
Ana Puuru:
Eine tolle Höhle am Ende eines wunderschönen Strandmarschs: Man geht von Avera nördlich entlang der STraße, dann hinunter zum Strand bevor die Straße auf die Klippen hinauf geht. Man wandert am Strand (manchmal auch hinauf auf die Felsen, sonst gibts nasse Füße) bis man zur Höhle kommt. Diese liegt ziemlich hoch in den Klippen, ein wenig Kletterei ist notwendig, aber die Mühe wert. Die Höhle geht tief in die Felsen (Taschenlampe mitnehmen!) 2 h hin und retour. Achtung: diese Wanderung ist nur bei Ebbe und niedrigem Südwestschwell möglich!
Trou de souffleur und Ana Tupapa’u:
Am besten stoppt man von Avera hinauf in die Berge ein Auto, am Aussichtspunkt Narui vorbei. Wieder unten angekommen führt eine Schotterstraße hinunter zum Strand — das trou du souffleur ist eine Spalte im Riff, wo die Wellen brechen. Wir waren bei hoher Südwestdünung dort (2-3m), haben aber kein wirkliches ‘Blow-hole’ gesehen. Von dort wandert man den weißen Traumstrand entlang bis zu den Makatea Klippen. Wir haben ein paar kleine Höhlen gefunden, sind aber nicht sicher, ob die schon die Ana Tupapa’u waren, die Wanderung war aber auch so eine der schönsten auf der Insel. Vielleicht hätten wir noch auf den Felsen weiter klettern müssen oder bei Ebbe ohne Dünung am Strand weiter gehen müssen, um eine größere Höhle zu finden. Eine andere Möglichkeit wäre, von Avera aus südwärts am Strand auf die Suche zu gehen.
Rund um Auti
Ana Mou’o:
Eine Strandwanderung nordwärts von Auti beginnt am Picknickplatz. Ein Pfad führt über niedrige Makatea Klippen, alternativ kann man unten am Strand gehen (wahrscheinlich die schönere Option). Dort, wo die Klippen anfangen, muss man hinauf auf den Weg, dem man dann bis zu einer großen, spektakulären Höhle folgt. Einheimische Führer behaupten, dass man von dort aus bis zur nächsten Höhle (Ana Taupe’e) gehen kann, aber dazu muss man über die Felsen klettern. Wir haben in unseren Sandalen aufgegeben und die zweite Höhle von der anderen Seite aus gesucht (siehe unten).
Ana Taupe’e:
Die Straße von Auti nordwärts führt über Berge und dort, wo sie wieder an die Küste kommt, sieht man einen kleinen Bach in einer Kurve (direkt bevor die Straße den Strand erreicht). In dieser Kurve führt ein wackeliges Brückerl (nur ein paar Metallrohre mit Holzplanken) über den Bach zu einem verlassenen Haus. Nach einer (vorsichtigen!) Überquerung dieser Brücke geht man den Bach entlang. Bevor man den Strand erreicht führt ein kleiner Pfad auf den Hügel. Von dort aus erreicht man die Höhle in wenigen Minuten.
Wanderungen im Landesinneren
Manureva nordwärts:
Der Pass auf der Straße zwischen Moerai und Avera ist ein praktischer Startpunkt, weil es dank relativ viel Verkehr einfach ist ein Auto zu stoppen. Vom Pass führt eine Schotterstraße Richtung Mt. Manureva (entlang von Strommasten). Irgendwann wird aus der Schotterstraße ein Wanderweg und dann ist es nicht mehr weit zum Manureva. Die drei höchsten Gipfel liegen entlang der gleichen Caldera und wir haben die drei Gipfel innerhalb von 2 Stunden ‘gestürmt’ (Manureva, Taatioe und Teape sind alle zwischen 360 und 390 m hoch). Direkt unterhalb ist Ana o Ina verzeichnet (laut Einheimischen eine kleine, versteckte Höhle), aber wir haben sie nicht gefunden. Wer nicht den gleichen Weg zurück gehen möchte, kann wie wir versuchen, auf der Westseite hinunter zu finden (so wie wir). Dort mangelt es nicht an Forststraßen und Kreuzungen, leider ist aber nichts beschildert. Wir haben einige Sackgassen zu Gärten versucht, bevor wir’s an die Küste geschafft haben. Einfacher ist wahrscheinlich auf dem Hauptweg zu bleiben, der aufs Plateau Tetuanui und weiter nach Moerai führt (5 h, inklusive ausgiebigem Verirren).
Pito südwärts:
Auf dem Pass von Avera and Moerai führt eine weitere Schotterstraße Richtung Mt. Pito. Wir wanderten den Kamm entlang (im Süden sind die Hügel weicher und nicht so steil) zum Mt. Pito und weiter zum Mt. Erai und Taurama. Nach dem Taurama zweigt eine kleinere Forstraße links Richtung Auti ab. Von dort kann man zurück nach Auti und Avera Autostoppen oder man geht weiter…
Gauffre Puorotini:
Wenige Gehminuten südwärts auf der Küstenstraße kommt man zu 3 Terrassen (Bauparzellen?). Von der niedrigsten Terrasse führt eine Forststraße auf den Hügel. Wir folgten dem Hauptweg, kamen zu einer Kreuzung, hielten uns (gemäß der vagen Karte) rechts. Der Weg verläuft parallel zur Küste und geht in einen Fußweg über, der zu einem Labyrinth aus Makatea-Brocken im Wald führt. Diese muss man ohne sichtbaren Weg durchqueren (nur ein paar Minuten, man sollte unbedingt ein paar Markierungen hinterlassen, um den Rückweg zu finden!). Gleich dahinter erreicht man die Kante der Klippe, von wo aus man einen guten Ausblick entlang der Küste und auf das tosende Meer hat.
Wetter
Wenn das Wetter nicht wäre, wäre Rurutu perfekt . Leider sind die Australinsel wettermäßig arm dran: nicht nur ist es im Winter richtig kalt, sondern auch eine Konvergenzzone wandert alle 7-10 Tage über die Inseln und bringt Tiefs, Tröge und ekelige Fronten. Ende Oktober hatten wir Nachttemperaturen von 17°-18°C und tagsüber 20°-24°C. Gemäß Klimadiagramm (siehe unten) fällt der meiste Regen zwischen Dezember und März. Im Sommer (Dez. bis April) liegt die Konvergenzzone gerne stationär über den Australinseln und es besteht das Risiko, dass tropische Depressionen (selten gar Zyklone) dieser Zone entlang ziehen.
Unsere Fotogalerie von Rurutu
Rurutu, Australinseln
Spektakuläre Klippen und Tropfsteinhöhlen, Traumstrände, Bergwandern, Buckelwale und unglaublich freundliche Leute -- Rurutu hat all das und mehr! Wir verbrachten 3 tolle Wochen dort im Oktober 2018.
(72 Fotos)
Spenden
Wer unsere Segelführer hilfreich findet, kann uns gern ein Bier zahlen, falls wir uns über den Weg laufen, oder alternativ hier eine kleine Spende tätigen Spende auf unser Paypal-Konto.
1 comment
Hermine Hackl says:
October 30, 2018 at 9:26 pm (UTC 0)
Ich bin beeindruckt !
Wirklich interessant und lehrreich – einfach ” SUPER “