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Kolumbiens Karibikküste

Quellen

  • Constance Elson (SY Tashtego): Sailing the Caribbean Coast of Colombia, Caribbean Compass October, November, and December 2011.
  • Lourae and Randy Kenoffel (SY Pizazz): Cruising the Coast of Colombia, Caribbean Compass June 2001.

Allgemeines
Unser Segelboot, Pitufa, ist 41 Fuss lang und hat etwa 2.15 m Tiefgang. Wir waren von unserem Aufenthalt in Kolumbien begeistert und empehlen dieses Land fuer andere Segler. Kolumbien ist landschaftlich und kulturell interessant, wird aber noch von wenigen Jachten besucht und somit hat man viele Ankerplaetze fuer sich allein.

Wetter
Wir haben die kolumbianische Kueste im August 2012 besucht. Zu dieser Jahreszeit blaest noch ein starker Passatwind um die Halbinsinsel Guajira, aber suedlich von Cartagena ist es windstill. Kolumbien bietet sich als Segelrevier waehrend der Hurrikansaison an, weil es suedlich der Zugbahn dieser Stuerme liegt. Im Norden ist das Klima trocken und die Landschaft wuestenartig. Etwas weiter suedlich um Santa Marta und im Tairona Nationalpark ist die Vegetation aehnlich wie auf den ABC Inseln (Kakteen und stachelige Buesche). Im Sueden (Darién) waechst dichter Regenwald. Waehrend der Regenzeit (Juni bis Dezember) ist das Wetter von Cartagena bis zur panamesischen Kueste heiss, mit leichten Winden oder Flaute und haeufigen, manchmal heftigen Gewittern.

Navigation
Wir haben CM93 und Garmin Karten verwendet und haben festgestellt, dass beide in vielen Gebieten unzuverlaessig sind. Sogar wenn sie Details angeben, sind viele Tiefenangaben falsch und einige Riffe gar nicht erwaehnt. Navigation durch die Riffe sollte vermieden werden, wenn die Sichtverhaeltnisse nicht ideal sind.

Sicherheit
Die Verbrechensrate in Kolumbien ist vergleichbar mit anderen Laendern in dieser Region. Wie ueberall sollte man Vorsichtsmassnahmen treffen und auf den Rat Einheimischer hoeren. Wie ueblich gibt es in Staedten mehr Uebergriffe als auf dem Land. Wir haben von zwei Einbruechen in Jachten gehoert, aber selbst nichts Negatives erlebt. Wir haben in allen Luken Niro-Stangen gegen Einbrecher und sperren das Boot immer ab, wenn wir weggehen, aber auch waehrend der Nacht. Die Einheimischen waren ueberall freundlich und wir haben uns willkommen gefuehlt.

Einklarieren
Das Faktum, dass kolumbianische Behoerden nicht direkt mit Fahrtenseglern interagieren ist ziemlich laestig, denn man muss einen Agenten engagieren, der sich um die Dokumente kuemmert. Die meisten Segler klarieren entweder in Santa Marta oder Cartagena ein. Die Situation aendert sich staendig (neue Gesetz, verschiedene Interpretationen von Gesetzen, etc.), doch im Moment empfehlen wir Cartagena. Freunde, die sich mit den Behoerden in Santa Marta herumgeschlagen haben, berichteten von langen Bearbeitungszeiten (3 Wochen), hohen Gebuehren, komplizieren Prozeduren und Beamtenbesuchen auf dem Boot. Ausserdem liegen Santa Marta und Cartagena in verschiedenen Distrikten, was bedeutet, dass man zweimal einklarieren (und bezahlen) muss.

Wir haben uns fuers einklarieren in Cartagena entschieden und unser Agent hat den ganzen Papierkrieg fuer uns erledigt (Manfred Alwardt, manfred.al@gmx.net, ++57 311 400 6394). Nachdem wir nur etwa 2 Wochen in Cartagena und 3 weitere Wochen an der Kueste verbringen wollten, empfahl der Agent einen offiziell maximal zehntaetigen Aufenthalt in Cartagena (um den Kauf eines teueren Cruising Permit zu vermeiden) und Cartagena gleich mit einem internationalen Zarpe (Ausfuhrdokument) zu verlassen. Offiziell sollte man das Land damit gleich verlassen, die einzigen, die in der Praxis Jachten kontrollieren, sind aber die Kuestenwachboote, die sich mehr fuer Drogen als Papiere interessieren. Wir wurden nie kontrolliert, haben aber von anderen Jachten gehoert, die mehrmals Besuch hatten, aber nie Probleme wegen der Papiere bekamen. Nur eine Jacht wurde angeblich angewiesen, das Land innerhalb von 24 Stunden zu verlassen.
Wir haben Visa fuer 90 Tage bekommen, eine temporaere Importierung des Boots gemacht (wichtig, sonst kann der Zoll das Boot an die Kette legen) und ein internationales Zarpe bekommen. Auf unseren Papiere von der Immigration stand “Puerto Obaldia y escalas intermedias” – wir hatten also eine gewisse legale Basis, um in Ankerbuchten auf dem Weg Pause zu machen.
Wir zahlten: 150.000 + 60.000 COP (= 117 USD) Agenturgebuehren.

Los Monjes

Wir verliessen Spanish Waters in Curacao am Abend bei ungefaehr 20-25 kn aus NO und liessen uns die Option offen, in Aruba eine Pause einzulegen, falls die Umstaende rauher wuerden. Vor dem Morgengrauen passierten wir die seichte Zone suedlich von Aruba, in der viele Frachter und Tanker ankern bei stetigem Wind und einer freundlichen Stroemung (ca. 2 kn), also segelten wir gleich weiter Richtung Los Monjes. Diese unbewohnten Felsen liegen vor der venezolanischen Kueste, gehoeren aber zu Venezuela. Wir erreichten sie am Nachmittag bei 30 Kn Wind, der Wetterbericht sagte noch staerkeren Wind fuer die Nacht voraus, also versteckten wir uns im Schutz der Monjes del sur (zwei mit einem Damm verbundene Inselchen) und machten an einer Leine fest, die ueber die Bucht im Nordwesten gespannt ist. In der Bucht haetten etwa 5 Boote nebeneinander an der Leine Platz, aber als wir dort waren, nahm eine Wetterboje den Platz in der Mitte ein. Gluecklicherweise waren wir das einzige Boot, sonst waere es knapp geworden.
Die Inseln sehen spektakulaer aus: weisse, karge Felsen, ein futuristisch aussehendes Gebaeude neben der Bucht (die alte Kuestenwachstation, heute das Fitnesscenter), die neue Kuestenwachstation, ein Leuchtturm am Gipfel, Voegel und das war’s. Die Kuestenwache bestand auf einer “Sicherheitsinspektion”. Scheinbar hat die Station kein eigenes Boot (schraeg fuer die Kuestenwache…), also mussten wir einen Beamten mit dem Dinghi abholen, der unsere Papiere anschaute, aber nichts inspizierte. Wir mussten keine Gebuehren bezahlen, bekamen die Erlaubnis fuer einen unbegrenzten Aufenthalt und eine Fuehrung ueber Insel und Station.

Peninsula de la Guajira und Cabo de la Vela

Wir legten von der venezolanischen Kuestenwachstation auf den Monjes del Sur im Morgengrauen ab, um die Ankerbucht beim Cabo de la Vela bei Tageslicht zu erreichen. Wir hatten jede Menge Wind, erst 20-30 kn aus O, dann 25-30 kn aus OSO und schliesslich aus ONO und eine leichte Stroemung von etwa 0.5 im Durchschnitt mit uns. Also hatten wir eine schnelle Ueberfahrt mit 7 kn Durchschnittsgeschwindigkeit. Wir umrundeten die Halbinsel relativ nah am Ufer auf der 50 m Linie, wo die wellen moderat waren (2-3 m) und auf dem Vorwindkurs kein Problem. Nach exakt 12 Stunden und 80 nautischen Meilen erreichten wir die Ankerbucht. Wir liessen einen Respektabstand zum Felsen Cayo el Morro vor dem Cabo de la Vela (wir glaubten den 8 Metern Tiefe auf CM93 nicht, da die Wellen zwischen Felsen und Festland brachen) und ankerten in 5 m auf Sand (N12°12.24′ W072°10.61′). Am naechsten Morgen drehte der wind auf OSO, vor dem Ankerplatz baute sich ueber die weite Bucht eine hohe Windsee auf und wir ankerten um, etwas naeher am Dorf auf N12°11.87′, W072°9.37′ in 3.5 m Sand. Nahe dem Sandstrand hatten die Kitesurfer offensichtlich mehr Freude am Starkwind als wir.

Ueberfahrt nach Cartagena

Vom Cabo de la Vela nahmen wir Kurs auf die Five Bays nahe Santa Marta, um eventuell dort zu ankern. Waehrend andere Cruiser dort mit einer Gegenstroemung kaempften, hatten wir keine Probleme. Wir erreichten die Buchten nach einer Segelnacht auf einem Vorwindkurs mit Winden von 20-30 kn, der Wetterbericht sagte weiterhin guten Segelwind fuer den naechsten Tag, aber dann Flaute voraus. Deshalb stoppten wir nicht, sondern nutzten den Wind, um Cartagena zu erreichen. Weil wir die Muendung des Rio Magdalena waehrend der Nacht durchqueren mussten, liessen wir einen Sicherheitsabstand von 12-14 nm zum Ufer bei Barranquilla, um Baumstaemmen und anderem Treibgut auszuweichen. Wir mussten die letzten 25 nm durch eine Flaute motoren und fuhren durch die schmale Einfahrt Boca Grande in den Hafen von Cartagena. Die Luecke in der 2 Meilen langen Unterwassermauer ist betonnt und etwa 3,5 m tief. Wir ankerten vor dem Club Nautico in 10 m Schlamm.
Cartagena ist eine moderne Stadt mit einer schoenen, historischen Altstadt, guten Restaurants und Supermaerkten. Es gibt zwei Marinas im Hafen (der elegante, teure Club Pesca und der billige, heruntergekommene Club Nautico), eine Tankstelle fuer Boote im Club Pesca, Ankerlieger koennen im Club Nautico das Dinghi lassen und Wasser tanken (20 USD pro Woche, weitere 10 USD fuer wifi).

Isla Grande (Islas Rosarios)

Die Rosarios sind huebsche, aber etwas ueberlaufene Inseln mit vielen Touristenbooten aus Cartagena. Wir haben dort kurz Pause gemacht, um den Rumpf und den Propeller zu putzen, die nach 2 Wochen im Hafenbecken komplett zugewachsen waren. Die Ankerbucht im Norden der Isla Grande ist etwas knifflig zu erreichen, aber bei Gewittern aus Sueden gut geschuetzt.

Anfahrt (siehe auch Skizze unterhalb, zum Vergrößern klicken): auf Betonpfosten zu (WP1) N10°11.08′ W075°44.48′, durch ein Tor aus zwei Pfosten, dann geradeaus bis (WP2) N10°11.00′ W075°44.65′, dann suedlich (links) bis (WP3) N10°10.96′ W075°44.64′, Ankerplatz: N10°10.87′ W075°44.42′auf Sand in 5m.

Isla Tintipan (Islas San Bernardo)

Ein weitere praktischer Stopp auf Weg nach Sueden. Die Inseln waeren ein interessantes Segelrevier und auch attraktiv fuer Taucher, wenn es Kartenmaterial gaebe. Ohne gute Karten ist das Labyrinth aus weit vorgelagerten Riffen ein ziemlicher Nervenkitzel. Wir ankerten suedlich von Tintipan N09°47.28′ W075°50.04′. Waehrend der Gewitter mit suedlichen Winden waren die steilen Seen am Ankerplatz sehr ungemuetlich. Gluecklicherweise haelt der Anker im Sand gut, sonst waere die Leekueste hinter Pitufas Heck bedrohlich geworden. Wir versuchten einen sicheren Ankerplatz im Norden der Insel innerhalb des Aussenriffs zu finden, konnten aber keinen Kanal hinein ausmachen.
Wir verliessen das Archipel durch den weiten, tiefen Kanal im Sueden: Canal Herrera. Freunde verwendeten den bei Tashtego erwaehnten Wegpunkt im Suedosten.

Isla Fuerte

Eine weitere, von Riffen umgebene Insel. Wir segelten dicht vorbei, sie sah huebsch aus, wir ankerten aber nicht. Der Tashtego guide erwaehnt eine seichte Einfahrt durchs Riff und eine Ankermoeglichkeit in einer kleinen Bucht nah am Ufer. Freunde von uns ankerten vor dem Aussenriff.

Sapzurro

Eine wunderschoene, gut geschuetzte Bucht mit wunderbarer Natur und einem entspannten kleinen Dorf. Die Einheimischen verlangen 15 Dollar fuer einen unbegrenzten Aufenthalt (Wasser inklusive). Muellentsorgung waere theoretisch inkludiert, ist in der Praxis schwierig, weil es keine Strassen und keine Muellabfuhr gibt. Es gibt einige Minimaerkte, und einen Gemueseladen, am Nordende der Bucht gibt es sogar eine Bootstankstelle.
Die Einfahrt ist komplikationsfrei, aber der Wegpunkt im Tasthego freeguide stimmt nicht! Am sichersten bleibt man in der Mitte der Bucht, C map ist halbwegs richtig, obwohl einige 5 m Untiefen nicht erwaehnt sind.
Wir ankerten auf 8 m Sand (N08°39.39′ W077°21.84′) vor dem Strand (weit genug weg um vor den Moskitos sicher zu sein) und brachten einen Heckanker aus, um den Bug in den Schwell zu halten, der es manchmal in die Bucht schafft.
Von Sapzurro aus kann man schoene Wanderungen in den Dschungel unternehmen, z. B. nach Capurgana oder ueber die panamesische Grenze nach La Miel. Uns hat es so gut gefallen, dass wir gleich 3 Wochen geblieben sind!

Spenden

Wer unsere Segelführer hilfreich findet, kann uns gern ein Bier zahlen, falls wir uns über den Weg laufen, oder alternativ hier eine kleine Spende tätigen Spende auf unser Paypal-Konto.


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Fotos

Los Monjes

Wir legten auf dem Weg nach Kolumbien im Juli 2012 eine kurze Pause bei dem venezolanischen Küstenwach-Stützpunkt auf der winzigen Insel Los Monjes del Sur ein.

(10 Fotos)


Cartagena de Indias

Ende Juli 2012 haben wir die schoene Stadt Cartagena mit ihrem interessanten Kontrast zwischen der historischen Altstadt und den umliegenden Wolkenkratzervierteln erreicht. Ein Ankerplatz inmitten einer Grossstadt war eine neue Erfahrung fuer uns.

(40 Fotos)


Der kolumbianischen Küste entlang

Im August 2012 erkundeten wir einige Inseln und Buchten an der kolumbianischen Karibikküste. Vom beliebten Ausflugsziel den Islas Rosarios über die ruhigeren Islas de San Bernardo bis nach Sapzurro, dem idyllischen Grenzort im unberührten Naturparadies Darién.

(50 Fotos)

Veröffentlichter Artikel

Birgit Hackl, Christian Feldbauer: Kolumbien — Land der Kontraste, OCEAN7 06 (November/Dezember) 2012.

Mehr infos in unserm Blog-Archiv von Juli und August 2012.

2 comments

  1. Twiganauten says:

    Liebe Birgit, lieber Christian,
    danke für die guten Infos – von Segler Kollegen kann man ja immer am meisten lernen.
    Wir sind jetzt in Curacao, auf dem Weg nach Kolumbien, Panama, …. also hinter euch her.
    Liebe Grüße
    von den Twiganauten
    Helga und Peter

  2. riny.urtz says:

    auf wiedersehen in 2019…. habe schon ein Bericht gelesen spannend!!!gute Wünsche!!!!!riny

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