Die Einwohner von Matuku haben die Errichtung einer großen Schutzzone (4.5 km2!) beschlossen, die Mangrovengebiete und einen Teil des quirligen, gesunden Riffs gleich neben dem Hauptpass umfassen wird! Sowohl Harpunieren als auch das Fischen mit Netzen ist in diesem Tabu (traditioneller Bann) verboten und der Bereich soll permanent geschützt werden, somit haben die Rifffische dort ein Rückzugsgebiet, um zu wachsen und sich zu vermehren, sodass nachhaltiges Fischen rund um die Zone gewährleistet wird.
Viele der Riffe hier in Fidschi sind leer, weil die ansässigen Fischer auf der Suche nach kurzfristigem Profit exportieren, oder weil jene, die ihre eigene Insel schon überfischt haben, benachbarte Gebiete ausräumen. Doch einige Inseln in der abgelegenen Lau Gruppe haben noch gesunde Riffe, wo diese Problematik gerade erst beginnt. Als wir Matuku letztes Jahr im Juli das erste Mal besuchten, waren wir von der Artenvielvalt in der Lagune und im Pass beeindruckt, doch beim Tratschen mit Fischern fanden wir heraus, dass diese bereits einen Rückgang bei der Zahl und Größe der Fische merkten. Wir begannen Info zu teilen, erzählten von guten und schlechten Beispielen, die wir unterwegs angetroffen hatten (tote Riffe in Tahiti, jede Menge Fische und Korallen im permanenten Rahui von Rapa Iti) und die Vorteile von nachhaltiger Nutzung. Letzten Oktober segelten wir zurück nach Matuku und dann noch einmal im Februar und jedes Mal wurden die Pläne der Chiefs und Headmen für die Installierung von Tabuzonen konkreter. Beim Besuch der geplanten Zone im Süden der Insel hatten wir dann den Bootsunfall, der für Maikeli Tamani (dem Headman von Makadru) tödlich endete, während ich immer noch mit den Folgen der erlittenen Verletzungen kämpfe.
Bis vor kurzem hatte Matuku kein Internet und wir bekamen nur sporadisch über eine holprige Telefonverbindung in Kontakt. Als wir hörten, dass alle Headmen und Chiefs für eine große Konferenz nach Suva anreisen würden, bei der (unter anderem) auch Fischereirechte festgelegt würden, beschlossen wir ebenfalls nach Suva zu fahren – um Details herauszufinden und um eventuell noch einmal einen letzten Anstoß für Schutzzonen zu geben. Beim Treffen mit den Headmen von Lomati (das Dorf beim Pass) und Yaroi (das Hauptdorf) waren wir gespannt was im Endeffekt herausgekommen war und mit weiteren Argumenten für permanente Schutzzonen bewaffnet. Sehr zu unserer Überraschung zeichnete Tuni, der junge, ambitionierte Headman von Yaroi, ein viel größeres Gebiet als wir zu hoffen gewagt hatten auf dem Satellitenbild auf unserem Laptop ein. Er schien fast ein wenig beleidigt, dass wir Zweifel an der Effizienz unseres Infomaterials gehabt hatten. “Ihr habt uns die Fakten gegeben, wir haben die Schritte gesetzt, die notwendig sind.” Einfach so. Wenn die politischen Führer der großen Nationen so viel Hausverstand hätten wie dieser junge Insulaner, wären globale Probleme wie Umweltverschmutzung und Klimawandel mit konkreten Maßnahmen lösbar (statt Versprechungen bis 2030 oder gar 2050).
Dieses Tabu ist ein Riesenerfolg für die Menschen auf Matuku, die nachhaltig ihre Ernährung sichern (falls die oben erwähnte Umweltverschmutzung samt Klimaerwärmung nicht weltweit die Riffe auslöscht) und vielleicht folgen mehr Inseln hier in Fidschi ihrem Beispiel.
Man kann leicht alle Hoffnung für den Planeten verlieren, wenn täglich mit Nachrichten über noch eine Katastrophe und noch einen Rückschritt in der Gesetzgebung bombardiert wird. Ein Großteil der Menschheit ist immer noch auf der Jagd nach dem kurzfristigen, großen Geld, anstatt sich endlich klarzumachen, dass es für uns alle das Ende bedeutet, wenn wir unsere Erde wie gehabt weiter missbrauchen. “Ein weiterer Anstieg der Bodenversiegelung in Österreich”, “Norwegen erlaubt Tiefseeabbau von seltenen Metallen” und natürlich der Krieg samt Umweltkatastrophen in der Ukraine – und das ist nur ein Auszug aus den ORF Schlagzeilen, die wir heute beim Morgenkaffee gelesen haben. Ich hoffe, dass die guten Nachrichten aus unserer Ecke der Welt ein kleiner Lichtblick zwischen all den Hiobsbotschaften sind!