Polynesische Völker leben auf Insel verstreut im Pazifik: Neuseeland, Tonga, Tuvalu, Samoa, Cooks Islands, Franz. Polynesien bis hinauf nach Hawaii–die ‘Lapita’ Kultur breitete sich angeblich von einer Gegend um Taiwan aus und entdeckte nach und nach die Pazifischen Inseln ostwärts.
Nachdem die Entdecker sich auf den weit verstreuten Inselgruppen niedergelassen hatten, trieben sie erst noch mit einander Handel, doch irgendwann ging der Kontakt verloren. Heutzutage können Polynesier aus weit von einander entfernten Regionen noch mit einander kommunzieren (Basiswörter wie Wasser ‘vai’ sind gleich geblieben), aber über die Jahrhunderte haben sich die Sprachen weit aus einander entwickelt. Manche Gegenden haben ein ‘r’ (aber kein ‘l’) (Neuseeland, Cooks, French Poly), andere haben ein ‘l’ aber kein ‘r’ (Hawaii, Samoa), etc.
Sogar innerhalb Französisch Polynesiens gibt es mehrere Sprachen. Sie wurden lang von den Kolonialherren unterdrückt – die Missionare versuchten den Einheimischen nicht nur ihre alte Religion, sondern auch ihre Kultur und Sprache auszutreiben und sogar noch in den 1980ern war das Sprechen Polynesischer Sprachen an Schulen bei Strafe untersagt. Als Linguist bin ich sehr an Sprachen interessiert und hab mich mit den verschiedenen regionalen Dialekten auseinander gesetzt und versucht ein paar Phrasen aufzuschnappen:
- Die Sprache der Marquesas klingt rauh und hart (der Gruß ist “Ka oha!” und Danke ‘Kou tau’) und dank eines Kultur-Revivals seit den 80ern wird sie von den meisten Leuten dort verwendet.
- Das Tahitianische (reo Tahiti) ist viel weicher – es hat sein ‘k’ verloren und durch einen Glottisverschlusslauf ersetzt. Das Auslegerkanu, das auf den Marquesas vaka heißt (und auch auf den Gambier und Cook Inseln) heißt in Tahiti va’a. Lauscht man auf den Straßen Tahitis hört man viel Französisch in einem Mix mit Reo Tahiti, aber dank TV Shows, Radioprogrammen und Sprachunterricht ist es recht lebendig. Man grüßt mit’ia orana’ und dankt ‘mauru’uru’ (ausgsprochen als maruru).
- Das Paumotu der Tuamotus enthält ‘k’ und ein weiches, nasales ‘ng’ (wie man an Inselnamen wie Fakarava und Rangiroa noch sieht), aber die jungen Leuten sprechen einen Mix aus Französisch und Reo Tahiti – nur alte Leute reden noch echtes Paumotu und man wird schräg angeschaut, wenn man den alten Gruß ‘kura ora’ verwendet.
- Das Mangarevan der Gambier Inseln ist eine hübsche Sprache aber leider war dort die Unterdrückung der Kultur so erfolgreich, dass es heute nur mehr wenige, alte Leute sprechen. Jüngere sprechen einen Mix aus Reo Tahiti und viel Französisch. Mangarevan enhält ‘k’ und ein weiches, nasal ‘ng’ und wir waren sehr erstaunt, als wir viele Sätze und Phrasen davon wieder auf den Cook Inseln hörten. Der traditionelle Gruß ist ‘Ena koe!’ für eine Person, ‘Ena korua’ für zwei und ‘Ena kotou’ für mehrere und man dankt mit maro’i.
- Die Sprachen der Australinseln gleichen Reo Tahiti, aber auf den Straßen von Raivavae meinten wir erst falsch zu verstehen und dann glaubten wir an einen Sprachfehler. Aber gleich mehrere Leute mit dem gleichen Sprachfehler? Es stellte sich heraus, dass der lokale Dialekt einfache alle ‘r’ im Reo Tahiti durch ‘g’ ersetzt. Also Ia ogana statt Ia orana, und magugu statt maruru, etc. Somit heißt der Hauptort Rairua eigentlich Gaigua und die Insel selber Gaivavae!
- Die abgelegenste Insel Rapa Iti (oder Oparo) hat eine eigentständige Sprache, die sowohl ‘k’ als auch ‘ng’ enthält. Man grüßt mit ‘aronga’ und ‘tongia’ heißt Danke.
1 comment
Mag. Dr. Ernestine Hackl says:
February 2, 2021 at 10:42 am (UTC 0)
Liebe Birgit,
bei dem wir = wird fehlt das “d”.
Ich bin immer beindruckt von Euren interessanten Berichten. Es wäre schade, Ihr würdet kein Buch veröffentlichen.
Für Schüler wäre dies endlich ein interessanter und anschaulicher GEO-Unterricht.
Bei uns in Bad Schallerbach liegt noch etwas Schnee, aber einige meiner Heilkräuter sind schon sichtbar. Unser Garten hebt sich von den anderen ab, da sich hier sog. Unkraut ausbreiten darf…Letztes Jahr hat mich täglich ein Igel besucht, leider auch Wühlmäuse.
Alles Gute
Cousine Ernie.