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2016
12
Oct

Segeln mit Katze – ein Resümee nach 5 Jahren Cruisen

Als wir vor 5 Jahren von Europa lossegelten, machten wir uns Sorgen, wie es Leeloo, unserer Schiffskatze, auf langen Törns gehen würde, ob wir Probleme beim Einklarieren bekommen würden, ob wir wohl überall Katzenfutter kaufen könnten, etc. etc.
Obwohl Leeloo schon 11 Jahre alt war, als wir auf unser Boot umzogen, passte sie sich schnell an die neuen Lebensumstände an. Eine Schiffskatze macht das Cruisen ein wenig komplizierter, weil man das Boot nicht einfach in einem Hafen lassen kann, um landeinwärts zu reisen, oder um zwischendurch nach Hause zu fliegen (außer man findet einen Katzensitter), aber die Gesellschaft unseres pelzigen Crewmitglieds entschädigt uns für diese kleinen Unannehmlichkeiten. In den meisten Ländern interessieren sich die Behörden nicht für Haustiere, solange diese am Boot bleiben, aber einige wenige Destinationen haben wir von unserem Reiseplan gestrichen, weil sie einfach zu umständliche Vorschriften haben (Neuseeland, Australien, etc.).

Hier ein kurzes Resümee unserer Erfahrungen mit dem Reisen in Gesellschaft einer Schiffskatze:

Sicherheit

In letzter Zeit haben wir online einige Artikel gelesen, die sehr fragwürdige Rosskuren anpreisen. So heißt es, man soll Katzen regelmäßig ins Meer werfen, damit sie lernen, wie man an Bord klettert oder wie man ihnen Schwimmstunden mit fest angezogener Schwimmweste gibt.
Solche Aktivitäten sind vielleicht für einen hyperaktiven, jungen Kater lustig, sollten aber keinesfalls als Empfehlungen für alle Katzen gegeben werden. Eine sensible Katze würde durch so eine raue Behandlung traumatisiert, könnte leicht das Vertrauen in ihre Familie verlieren und zu verängstigt werden, um sich überhaupt noch auf Deck zu trauen. Außerdem neigen Katzen zu Nierenproblemen und ein ordentlicher Schluck Seewasser beim Sturz ins Wasser, bzw. die verschluckte Salzdosis beim anschließenden Putzen ist sicher nicht gesund. In vielen Atollen des Südpazifik kreisen außerdem gern Riffhaie ums Boot und da könnte ein schwimmender Fellball leicht als Haiköder missverstanden werden.

Wir haben noch bevor die Katze an Bord kam rund ums Boot ein Netz gespannt, das sie auffangen würde, falls sie ins Rutschen kommt, dann haben wir Leeloo das ekelige Wasser neben dem Boot gezeigt und sie ist in 5 Jahren nicht ein einziges Mal ins Wasser gefallen oder gar gesprungen.
Katzen können im Notfall instinktiv schwimmen, es ist also unnötig, ihnen Kraulen oder Brustschwimmen beibringen zu wollen. Wenn das Boot keine Badeleiter hat oder die Katze nicht gut mit Leitern zurecht kommt, macht es durchaus Sinn, einen dicken Tampen vom Deck ins Wasser hängen zu lassen, der als Notaufstieg dienen würde. Als Training genügt es aber, die Katze vom Dingi aus über das Seil klettern zu lassen.

Wir haben für Leeloo Geschirr und Leine gekauft, bevor wir losgesegelt sind, aber glücklicherweise ist sie zu vorsichtig, um bei rauem Wetter auf Deck zu gehen, somit mussten wir sie nie unter Deck sperren, oder sie mit dem Geschirr sichern.
Anfangs haben wir versucht, sie auf Landausflüge mitzunehmen, aber diese Exkursionen waren ihr zu stressig, sie sprang ins Dingi zurück und jammerte laut, dass sie nach Hause wollte. Für abenteuerlustige Katze sind Strandspaziergänge aber sicher lustig, somit ist ein Geschirr samt Leine eine sinnvolle Anschaffung.

Vor Überfahrten packen wir immer einen wasserdichten Notfallspack und daneben steht ein Drybag in den wir im schlimmsten Fall der Fälle die Katze stopfen könnten, bevor wir das sinkende Schiff verlassen müssten.

Ein katzenfreundliches Boot

Man muss nicht viel Geld ausgeben, um ein Boot katzengerecht zu machen, denn schon ein paar simple Dinge machen das Bordleben für Samtpfoten angenehmer und komfortabler.
- Wir haben in die Niedergangsbretter eine Katzenklappe eingebaut, somit kann Leeloo auch wenn wir an Land sind auf Deck gehen und muss nicht im stickigen, heißen Innenraum sitzen.
- Katzen rollen sich gern in sicheren Verstecken zusammen (besonders wenn das Boot schaukelt), somit stehen einige Schachteln herum, die Leeloo als Lotsenkojen dienen.
- Unter der Sprayhood steht ein Topf mit Gras, an dem Leeloo knabbert, wenn sie ein Fellball im Magen drückt. Anfangs kauften wir Säckchen mit Katzengras, aber das ist Leeloo zu grob und außerdem musste man es alle paar Wochen neu ansähen. Am Ende haben wir auf den Marquesas einfach einen Fleck Gras aus einem Rasen ausgestochen und der gedeiht seit 3 Jahren im Topf hervorragend.
- Leeloo liebt es zu kratzen und sich durchzustrecken, somit liegen zwei Kratzbretter auf Deck, an denen sie ihre Krallen mit Vorliebe schärft. Dank dieser Bretter bleiben die Möbel verschont und wir müssen ihr auch die Krallen nicht stutzen – sie nutzt sie selbst beim Kratzen ab.
- Pitufa hat eine steile Leiter mit 7 Stufen den Niedergang hinunter. Raufklettern ist kein Problem, aber beim Abstieg springt Leeloo die letzten paar Stufen, somit haben wir einen weichen Teppich hingelegt, um ihre ältlichen Bandscheiben zu schonen.

Gesundheit

In Europa gibt’s in jeder Stadt einen Tierarzt und auch in Mittel- und Südamerika fanden wir Veterinäre wenn wir sie brauchten (Leeloo bekam in Suriname und Panama Impfungen), aber im Südpazifik ist die tierärztliche Versorgung sehr schlecht. In Tahiti gibt’s jede Menge Tierärzte und auch in Raiatea und Huahine gibts Praxen, aber auf den Gambier, Marquesas und Tuamotus findet sich kein einziger Tierarzt.
In Tonga ordiniert einmal jährlich ein Team aus Neuseeland und in Fidschi sollte es Tierärzte geben (dort waren wir aber noch nicht). Es macht deshalb Sinn die wichtigsten Katzenmedikmente (Antibiotika, Schmerzmittel, etc.) in der Bordapotheke zu haben. Wichtig sind auch die Kontaktdaten eines Tierarztes des Vertrauens, den man im Notfall nach Medikmenten und Dosierungen für die vorliegenden Symptome fragen kann. Viele Medikamente für Menschen funktionieren in entsprechend niedriger Dosierung für Katzen (Leeloo bekommt Stugeron gegen Seekrankheit und Metoclopramid/Paspertintropfen bei Magenproblemen), aber man soll nie ohne vorheriges Nachfragen solche Medikamente anwenden, denn manche sind für Tiere schädlich oder sogar tödlich.

Futter

Sogar in abgelegenen Gebieten findet man in manchen Minimärkten Tierfutter meist billiger Marken, aber wenn man eine heikle Mieze wie unsere hat, sollte man hochwertiges Katzenfutter aufstocken, wenn immer man es findet. Unsere Katze liebt Fisch, somit ist sie nach einem Fang Thunfisch oder Mahi-Mahi einige Tage auf Fischdiät.

Bürokratie

Innerhalb der EU ist Reisen mit Katze kein Problem (man sollte sich aber einen internationalen Impfpass mit regelmäßigen Tollwutstempeln und einen von einem EU-Labor ausgestellten Titernachweis zulegen), aber sobald wir in die Karibik kamen, begannen wir die Katze beim Einklarieren zu deklarieren. Wir hatten nie Probleme mit den Behörden (in Suriname, Tobago, Grenada, Bonaire, Curacao, Kolumbien und Panama). 2012 war auch Galapagos noch kein Problem, das könnte sich aber mittlerweile geändert haben. Französisch Polynesien ist insgesamt sehr locker, was Bestimmungen betrifft. Hier ist das Importieren nach 6 Monaten Quarantäne an Bord (Zeit auf See zählt) nur eine Formalität, die mit ein wenig Papierkram und Gebühren schnell erledigt ist. Wenn die Katze an Bord bleibt, ist kein Import notwendig.
Auf den Cook-Inseln (Beamte kommen an Bord) wurde uns nur gesagt, dass die Katze an Bord bleiben muss und in Niue (man trifft die Beamten am Dock) war’s das gleiche. Wir hatten auch über Tonga ähnliches gelesen, doch die Quarantänedame machte plötzlich Probleme, drohte mit regelmäßigen Inspektionen und Käfigverwahrung (in Tonga gibt’s nicht einmal einen Tierarzt…), doch im Endeffekt wurde aus den Drohungen nichts und wir konnten Leeloo ohne Inspektionen an Bord behalten.

Fotos von unserer Schiffskatze:

Segeln mit Katze

Leeloo ist von Anfang an auf unserer Reise mit dabei. Hier sind ein paar Schnappschüsse der letzten 5 Jahre.

(30 Fotos)

Unsere Publikationen zum Thema Cruisen mit Katze:


Birgit Hackl: Cruising with Cats, All At Sea Caribbean, December 2013, p. 42–44. Free download from allatsea.net.


Birgit Hackl, Christian Feldbauer: Mit Leeloo um die Welt, OCEAN7 06 (November/Dezember) 2012, p. 62–64. download PDF (in German only)


Birgit Hackl: Kleine Mieze auf großer Fahrt, Geliebte Katze 02 (Februar) 2016, p. 74–77.

1 comment

  1. hermine hackl says:

    Lieb, lieber – am liebsten – unsere LEELOO

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