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2015
21
Dec

HAKA!

Die letzten zwei Tage waren lang, aufregend, spannend und erschöpfend. Wir hatten ein Fischerboot gemietet, um uns von Tahuata zur Nachbarinsel Hiva Oa zu bringen. Nach einer Flautenphase musste es natürlich ausgerechnet zum Festival wieder mit 20 Knoten blasen, die Wellen waren entsprechend hoch und die einstündige Fahrt in dem kleinen Fischerboot entsprechend abenteuerlich – besonders weil ein ähnliches Boot in unserem Kielwasser folgte und wir bestaunen konnten, wie dieses die Wellen hinaufkletterte und dann in die Täler rutschte. Unser Boot muss ähnlich ausgesehen haben…

Als wir die Boote vor Anker außerhalb des Wellenbrechers sahen, die wie auf hoher See schaukelten und dann das dichte Ankerfeld innerhalb des Wellenbrechers, waren wir froh, dass wir Pitufa in der ruhigen Bucht Hanatefau gelassen hatten (Leeloo bei solchen Bedingungen allein an Bord zu lassen wäre nicht fair gewesen und Schlaf zwischen den Festivaltagen ein aussichtsloses Unterfangen).

Die Stadt Atuona, wo die meisten Shows stattfanden, ist eine halbe Gehstunde vom Dock entfernt, die Organisatoren hatten ein Bussystem versucht und waren daran gescheitert, somit mussten wir in die Stadt marschieren und die Wartezeiten zum Transport zu anderen Ereignisstätten waren endlos. Das war aber auch schon der einzige negative Aspekt des Festivals, alles andere funktionierte beispielhaft.

Die Atmosphäre in Atuona, wo mehr als 1000 Teilnehmer von den verschiedenen Inseln die ganze Woche verbrachten, war einfach toll.
Überall freundliche Gesichter, Tänzer des traditionellen marquesianischen Tanzes ‘Haka’ in ihren fabelhaften Kostümen waren rundherum beim Tanzen, oder als Zuschauer bei anderen Veranstaltungen gegenwärtig, Handwerker präsentierten ihre Kunstwerke und im Hintergrund immer die Trommeln – wir waren von den vielen Eindrücken überwältigt.

Zu Mittag baute jede Inseldelegation bei ihrem Stand ein Buffet auf (alles gratis!), die Massen stellten sich vor den riesigen Töpfen mit Poisson Cru (marinierter roher Fisch), Fleisch vom Umu (Erdofen), Brotfruch unt Maniok in allen Variatonen und jeder hatte ein Teller in Form von gewobenen Palmwedeln, Kokosnüssen oder Bambus mit, denn es war kein Plastik erlaubt (super!). Natürlich hatte uns keiner vorgewarnt, aber am Ende bekamen wir große Blätter, in denen wir unser Essen balanzierten (nicht so leicht mit Poisson Cru in Kokosmilch ;-) )

Wir hatten die Morgenveranstaltungen schon verpasst, aber am Nachmittag startete das Programm mit der Gruppe der Osterinseln, die wahrscheinlich nicht sehr authentisch, dafür aber sehr sexy auftraten. Dann war die Gruppe von Ua Pou dran. Wir hatten von Diskussionen und einem Skandal im Vorfeld gehört und bald wussten wir auch, worum’s dabei ging: die Gruppe trug einen großen, hölzernen Tiki herein (eine Götterstatue), tanzte um ihn herum bis dann ein Missionar im weißen Priestergewand auftauchte, der sie aufforderte, den Tiki umzuwerfen. Kurz darauf wurde der Missionar aber rituell getötet und der Tiki wieder an seinen rechtmäßigen Platz gestellt ;-) Bei dieser wilden Gruppe konnte man sich gut vorstellen, warum die europäischen Entdecker einen gehörigen Respekt vor den marquesianischen Kannibalen hatten. Takitoa, eine Gruppe von nach Tahiti ausgewanderten Marquesianern brachte eine recht moderne Version der traditionellen Tänze, sie hatten aber auf jeden Fall die eindrucksvollsten Tätowierungen aller Teilnehmer (wir erkannten zwei Tattoo-Künstler von Tagaloa Tattoo unter ihnen, wo Christian und ich unsere Tattoos bekommen hatten).

Nach einer Pause begann das Abendprogramm mit Gruppen aus Hiva Oa, Fatu Hiva, Tahiti, Nuku Hiva und Rikitea mit etwas Verspätung. Nachdem jeder Akt etwas über eine Stunde dauerte und dazwischen einige Verzögerungen waren, wurden unsere Hinterteile auf den von Stunde zu Stunde spitzer scheinenden Felsen auf die Probe gestellt. Es war schon nach Mitternacht, als endlich die Gruppe von den Gambier mit einem Floss samt Ruderern eintanzte.

Erst um eins in der Früh erreichten wir wieder unser Fischerboot und keiner der Cruiser kam vor halb drei ins Bett (die zwei Kinder die mit waren, hielten tapfer bis zum Ende durch). Um sieben Uhr früh wurden wir schon wieder abgeholt für den zweiten Festivaltag. Dieses Mal fanden die Veranstaltungen weit außerhalb der Stadt in den Bergen statt und wieder war die Transportsituation chaotisch. Am Ende schafften wir es per Autostopp und dann mussten wir noch eine halbe Stunde einen steilen Pfad zu einer historischen Tempelplattform hinauf schnaufen. Teilnehmer von allen Gruppen überholten uns auf dem Weg und schleppten Kostüme und Accessoires hinauf – wir konnten uns oben angekommen wenigstens hinsetzen, für sie kam der anstrengendste Teil erst noch!

Die Kulisse mit den Bergen im Hintergrund, rundherum Steinwälle und Regenwald war einfach atemberaubend, die Akustik super und wir genossen weitere 4 Stunden mitreißende Trommeln, Frauenchöre mit Gänsehautfaktor und die kriegerischen, heiseren Rufe der Männer als Antwort – HAKA!

Festival des Arts des Iles Marquises

Alle 4 Jahre wird ein großes Festival auf einer der marquesanischen Inseln veranstaltet, dieses Jahr im Dezember 2015 auf Hiva Oa. Wir waren zwei Tage bei diesem beeindruckenden Spektakel dabei.

(42 Fotos)

4 comments

  1. Roswitha Feldbauer says:

    … und jetzt ist wohl Ausschlafen angesagt

  2. Josef says:

    Wieder Fotos! Danke.
    lg
    j

    1. Christian says:

      Da ist wohl beim Hochladen etwas schiefgegangen. Jetzt sollte es repariert sein. Und natürlich viele Fotos!

  3. Eva Maria says:

    Liebe Birgit,
    ich wünsche dir und Christian frohe Festtage und viel Glück im Neuen Jahr!

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