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2015
11
Oct

Horrorgschichtlen aus dem Kühlfach

Eine der Sachen, vor denen sich Cruiser wirklich fürchten, sind Probleme mit dem Kühlschrank. Um selbst Reparaturen anzufangen, braucht man zumindest Befüllarmaturen, um den Druck zu checken und um Kühlmittel nachzufüllen, eine Flasche Kühlgas, eine Vakuumpumpe (in einer Größe, die der Inverter oder Generator einer Yacht schafft), eine Schweißausrüstung, eine Ersatz-Kompressor, eine elektronische Einheit, einen Filter/Trockner, Kupferrohre und das Wissen mit all dem umzugehen.
Aus offensichtlichen Gründen schleppen nur Cruiser, die schon sehr traumatische Erfahrungen gemacht haben all das Zeug herum – wir haben’s (noch) nicht, obwohl wir nach den Ereignissen der letzten Woche schon überlegen ob wir nicht unter die Kühlschrankmechaniker gehen sollten…

Letzten Samstag verhielt sich der Kompressor merkwürdig, schaltete sich ständig ein und aus und quittierte den Dienst dann ganz. Wir sahen keinen offensichtlichen Fehler, nichts war durchgebrannt, nur der Filter/Trockner war ungewöhnlich kalt. Wir hatten Glück im Unglück, denn unsere Freunde Jaklien und Toni von SY Jakker ankerten gleich nehmen uns und boten unserem Käse, unserer Salami, etc. spontan eine Notunterkunft in ihrem Kühlschrank. Zusätzlich versorgten sie uns mit kalten Bierdosen, um das verbliebene Zeug in unserem Kühlschrank kühl zu halten.

Am Montag verlegten wir uns zu dem Bojenfeld vor dem Hauptort, fragten beim Yachtzubehörshop, bekamen eine Telefonnummer von einem Kühlschrankmechaniker, der uns auf Mittwoch vertröstete. Man stelle sich unsere Überraschung vor, als der freundliche, polynesische Handwerker am Mittwoch tatsächlich um 8.30 wie versprochen zur Stelle war (nach unseren Erfahrungen mit französischen Handwerkern in Fr. Poly eine echte Ausnahme). Er kontrollierte kurz den Druck, erklärte unseren Kompressor für “mort” (tot) und mußte zugeben, dass er keine Ahnung habe, wo man so ein Ding bestellen könnte. Aua. Wir sahen uns schon gegen den Wind nach Tahiti kreuzen. Dann rief er aber seinen Lieferanten an, der verwies ihn an Michel vom Yachtshop in Marina Taina in Tahiti, der hatte nicht nur den passenden Kompressor auf Lager, sondern brachte ihn zwei Stunden später zu Air Tahiti und um 19 Uhr konnten wir das Paket schon bei Air Tahiti in Bora Bora abholen. Wir konnten es nicht glauben und fragten uns, wie lange unser Glück vorhalten konnte…

Am nächsten Morgen verliess es uns dann. Teri, der Mechaniker rief an und teilte uns mit, dass er den Job nicht machen könnte, er hatte ihn aber an Wilfried, den anderen Frigo-Mann in Bora Bora, delegiert. Wir erwarteten Wilfried am Nachmittag, doch er tauchte erst um 4 Uhr auf, ging gleich an die Arbeit, fand ein Leck in der Schweißnaht beim Filter/Trockner, tauschte die elektronische Einheit und schon sprang der doch nicht verstorbene Kompressor wieder an. Er tauschte den Filter/Trockner, schweißte die Leitungen und wollte dann mit der Vakuumpumpe das System von Luft und Feuchtigkeit befreien. Wir steckten die Pumpe bei dem kleinen Generator an, den wir von einer anderen Yacht gebort hatten, doch sie gurgelte nur traurig. Der Generator war nicht stark genug.

Ich schnappte sofort das Dingi, bettelte reihum alle Ankerlieger nach einem größeren Generator an, doch die meisten hatten angeblich gar keinen (und auch keine Solarpanele. Hm.). Dann fragte ich beim Tauchshop und schließlich bei Maikai Hotel/Marina, doch der einzige Rat den ich bekam war, doch einfach einen Generator in Tahiti zu kaufen. Toll. Am Ende kam der Hotelchef dazu und endlich wendete sich das Blatt wieder: Klar könnten wir bei ihnen ans Dock kommen und ein Landstromkabel legen. Hurrah!

Frühmorgens nahmen wir eine Boje neben dem Dock, vertäuten Pitufa mit einer Heckleine am Dock und warteten wieder auf Wilfried. Wie Anfänger ließen wir das Dingi hinterm Heck und natürlich geriet die Leine unters Dingi und bei der nächsten Bö schnellte sie nach oben und drehte das Dingi samt Außenborder um. Wir verbrachten die nächsten zwei Stunden damit, den ertrunkenen Außenborder zu putzen – und immer noch keine Spur von Wilfried. Am Ende kam er um 3 Uhr, steckte die Vakuumpumpe an und verschwand wieder für 3 Stunden. Um 6 hatten wir die Hoffnung schon aufgegeben, doch dann kam er doch zurück, füllte das System mit Gas, schon schnurrte der Kompressor wieder und Wilfried präsentierte uns mit einer saftigen Rechnung und einem Vortrag darüber, wie die Zeugen Jehovas unsere Seele retten könnten…

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